Geschichte
In den frühen 80er Jahren begann eine Gruppe von Freunden auf der Insel Elba eher zufällig mit der Herstellung von Gürteln und Taschen aus echtem Rindleder und Recyclingstoffen. Sie schufen handgearbeitete, einzigartige und mittlerweile legendäre Teile wie den „Spazzatura“-Gürtel – mit recyceltem Abfall dekoriert, den Gürtel „Tribù“ – mit einer Familie aus stilisierten Strichmännchen bestickt oder eine Kollektion aus Recycling-Dosen im Auftrag von Comme de Garçons.
Aus dem unterhaltsamen Freizeitvertreib wurde Ernst und die Marke Henry Beguelin war geboren – die zugrundeliegende Geisteshaltung jedoch blieb unverändert: Von Hand nach alter Kunst geschaffene Objekte, zeitlose Stücke, die stets aktuell sind, weil sie weit über kurzlebige Modeerscheinungen hinausgehen und so zum Ausdruck für echten Luxus werden.
Zuerst produzierte das Unternehmen hauptsächlich Gürtel, ein paar Handtaschen und einige Kleinlederwaren. Bald kamen Schuhe, Kartons und ein paar Lederkörbe dazu und schließlich Möbel. Kürzlich wurden die Kollektionen noch um Bekleidung und Kaschmirstrick erweitert.
Das Erkennungszeichen von Henry Beguelin ist das kleine Strichmännchen, das in dem speziell gewachsten Garn von Hand aufgestickt wird, mit dem sämtliche Produkte der Firma genäht werden – das gleiche Symbol also, das schon die Original-Gürtel in den 80er Jahren zierte.
Dieses aussagekräftige Ideogramm, das jedes Henry Beguelin-Produkt ziert, ist zu einem anerkannten Siegel für Echtheit, Qualität und Handwerkskunst geworden.
Handmade
Fachmännische und geübte Hände. Vorsichtige, präzise Bewegungen.
Fachwissen, das über Jahre erworben und mit Leidenschaft gepflegt wurde, damit die handwerklichen Geheimnisse nie verloren gehen. Lochstempel für gleichmäßige Löcher und Ahlen zum Vorstechen des Leders für das Handnähen, Kneipmesser zum Beschneiden von Kanten und Abrunden von Ecken, Überstich-Räder zur Markierung der Stichabstände, Schweifhobel zum Ausdünnen von Lederkanten, Graviermaschinen für Verzierungen und Schusterhammer, Scheren, Randmesser und Ziehklingen – und alle mit einer Geschicklichkeit gehandhabt, die nur über jahrelange Erfahrung entsteht.
Diese archetypischen Werkzeuge funktionieren noch heute wunderbar und geben den
Artikeln dieses zeitlose Flair, die Robustheit und die Langlebigkeit handwerklicher Produkte. Fest gezwirnte und gewachste Garne aus Baumwolle und Leinen gewährleisten die Haltbarkeit. Biegsame Ahlen und Nadeln für die Näh- und Steppstiche auf dem Leder: verschiedene Nahtstiche wie Fischgrat, „Cavallo“, Bast, gleichmäßige Stichbilder oder Knötchenstiche. Weiche Konturen und Modelle, die an natürliche Formen erinnern. Akribisch durchdachte Details, edle Verzierungen mit antiken Murrine-Glasperlen.
Diese geduldigen, altmodischen Arbeitsschritte erschaffen Modelle, die immer neu wirken und doch Traditionsbewusstsein widerspiegeln. Und die freihändige Arbeit macht jedes Stück zu einem exquisiten Unikat.
Omino
Die Bearbeitung von Leder – eine Kunst so alt wie die Menschheit – verbindet metaphorisch die Vergangenheit mit der Gegenwart und verschafft dabei Einblicke in unsere Erfahrung. Handgemachtes: Das ist das Kennzeichen eines neuen Low-Tech Konzeptes, das alle chemischen Behandlungen scheut, längst vergessene Fertigkeiten zu neuem Leben erweckt und den Produkten eine Patina verleiht, die ihnen sofort etwas Vertrautes gibt, so wie untrennbare Gefährten auf der langen Reise des Lebens.
Eine Familie aus stilisierten Figuren – Mann, Frau, Kind, Hund – mit dem gleichen bunten, gewachsten Garn gestickt, mit dem wir unsere Produkte auch zusammennähen, bildet das naive Motiv, das die Geisteshaltung unserer allerersten Produkte widerspiegelt und über die Jahre zum Symbol für unsere Marke geworden ist. Allein taucht das kleine Strichmännchen auf jedem Produkt auf, um den Stil der Kollektionen zu verkörpern: Subtile Eleganz, die sich Saison für Saison erneuert und doch nie ihre Verbindung zur Tradition verliert. Weil sie eben auf soliden Werten wie natürlichen Materialien und alter Handwerkskunst beruhen.
Klassisch und doch anders durch einen Hauch “Naturalismus”, der die Produkte mit den Ursprüngen einer Marke verbindet, die durch die Freude an unserer Hände Arbeit entstanden ist. Dieses kleine, mit großen Stichen gestickte Strichmännlein vereint das „Tun“ mit dem „Spiel“. Es erzählt eine Geschichte, die nach zwanzig Jahren noch immer die gleiche ist, aber immer neue Ausdrucksformen gefunden hat.
Nähen & Verzieren
Dinge von Hand machen: Fertigkeiten, Gesten, Werkzeuge und Traditionen. Zuschneiden, beschneiden, vorlochen, beidrücken, klopfen und zusammennähen. Das Nähen bildet dabei das wertvollste Vermächtnis der Marke. Es gibt Stiche, die zwei Lederschichten miteinander verbinden wie der Zweinadelstich „Diritta“, der keine Rückseite kennt, während der Einnadelstich „Cavallo“ zum Vernähen der Kanten eingesetzt wird. Der „Strega“ mit zwei Nadeln überkreuz, ist typisch für die Sattlerei und dient zum Vernähen von Lederkanten, aber auch um Ziermotive zu steppen. Der „Infiletta”-Stich mit einer Nadel schafft schließlich einen langen, nicht durchgehenden Stich, der perfekt geeignet ist für die Ziermotive mit Perlen, Muscheln oder Silberperlen.
Zuguterletzt wird der Zweinadel-Baststich dazu benutzt, die Häute sowohl miteinander zu vernähen als auch zu verzieren.
Für diese Stiche werden Spezialnadeln benutzt wie die „Setola“ - Schweineborsten; Sie sind flexible Nadeln, die perfekt für empfindliche Leder und komplizierte Stichmuster geeignet sind. Und dann gibt es auch noch die steifen Stahlnadeln der Sattler mit abgerundeter Spitze, die für das Durchstechen mehrerer Lederlagen unverzichtbar sind. Diese Stiche garantieren Robustheit und Haltbarkeit. Und verschiedenste Stickstiche zur Lederverzierung, zusätzlich verschönert mit Holz- und Silberperlchen oder venezianischen Murrine-Glasperlen, antiken Glasperlen aus der Jahrhundertwende aber auch modernen Elementen.
Diese dekorativen Details sind von Anfang an ureigenster Bestandteil der Marke gewesen und geben diesen Produkten eine unbeschwerte, frische Optik und einen subtilen Ethno-Touch – genau das Flair, das die Murrine-Perlen, die in Venedig hergestellt und dann als Tauschmittel nach Afrika gebracht wurden, mit ihren satten, vielfarbigen Schattierungen ausstrahlen.
Färben & Gerben
Nach dem Abziehen werden die Häute in Salzlake in Kühlzellen gelagert. Dann werden sie gegerbt, damit sie sich nicht zersetzen. Der Gerbprozess dauert etwa 30 Tage und umfasst mehrere Stufen.
Während der ersten Stufe werden die Häute in Fässer gelegt (hölzerne Gerbfässer; die feinsten bestehen aus tropischen Hölzern) zum Einweichen (und Entfernung des Salzes) sowie Kalken (ein Verfahren, bei dem die Häute enthaart werden) und Entfleischen (ein Verfahren, bei dem verbliebenes Fleisch entfernt wird).
In der zweiten Stufe werden die Häute in ein anderes Fass gelegt, wo sie entkalkt bzw. nach dem Entkalken und Wässern mit Enzymen behandelt werden, um sie weicher zu machen. Ist die Gerbung nach 2 Tagen abgeschlossen, werden die Häute aus dem Fässern entnommen und ausgewrungen, um überschüssige Feuchtigkeit zu entfernen. Dann folgt das Beschneiden (die Kanten der Häute werden von Hand versäubert). Im dritten Fass, der Färbetrommel, die oft aus Metall besteht und kleiner als die Gerbfässer ist, werden die Häute durch eine Walze geführt, ein Vorgang, der als Abwelken bezeichnet wird und die Häute reinigt und dehnt. Dort werden sie dann maschinell von kleinen Hämmern, die etwa 12 Inch voneinander entfernt sind, wiederholt bearbeitet, ja praktisch massiert.